Die 1821 erschienen Grundlinien der Philosophie des Rechts gehören neben der Logik zu den am weitesten ausgearbeiteten Teilen des Hegelschen Systems. In ihr werden die in der Enzyklopädie der Philosophischen Wissenschaften auf wenige Paragraphen zusammengedrängte Rechts- und Staatsphilosophie (Philosophie des objektiven Geistes) in einem eigenständigen Werk ausführlich entfaltet. Zentrales Anliegen Hegels ist hierbei, die verschiedenen Grundbegriffe von Recht, Moralität und Sittlichkeit in einem kontinuierlichen begrifflichen Ableitungsgang darzustellen, so dass sich vor den Augen der Leser ein zusammenhängendes begriffliches Panorama zeigt, das von den rechtlichen Grundbegriffen (freier Wille, Person, Eigentum) bis hin zur Weltgeschichte sich erstreckt.

       Berühmt wurde diese Schrift nicht nur durch den Passus in der Vorrede: „Was vernünftig ist das ist wirklich und was wirklich ist, das ist vernünftig“, der Hegel zu Unrecht das Stigma eines Apologeten des preußischen Staates einbrachte, sondern ebenfalls durch die kritische Rezeption des jungen Marx („Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“).

       Im Seminar sollen ausgewählte Passagen des Werks gelesen und ausführlich diskutiert werden, wobei immer auch die Frage im Vordergrund stehen soll, ob diese begriffliche Differenzierung, die Hegel vornimmt, eine Aufklärung über unsere heutigen rechtlichen und stattlichen Gefüge leisten kann.