Die Ethnopsychoanalyse nutzt das Phänomen der Gegenübertragung in Anlehnung an das klassische Setting zwischen Analytiker:in und Analysand:in für die Erkundung transkultureller und postkolonialer Beziehungskonstellationen. In der qualitativen Sozialforschung stellt sie einen Versuch dar, die gesteigerten Anforderungen an die Anerkennung der Subjektivität und Selbstreflexivität der Forscherin unter Nutzung ihres affektiv-sinnlichen Wahrnehmungsrepertoires einzulösen. Methodisch umgesetzt wird die Ethnopsychoanalyse im Setting der "Gruppe" (Bonz et al. 2017). Diese bezieht Einflüsse sowohl aus der Gruppenanalyse (Foulkes 1965), dem Ansatz der Balint-Gruppen (Balint 1966), feministischen Impulsen zur reflexiven Gruppenarbeit (Haug 1990) sowie der Supervision (Herdt & Stoller 1987). Im Seminar wollen wir das ethnopsychoanalytische Arbeiten in der Gruppe kennenlernen und einüben. Begleitend dazu lesen wir Auszüge aus klassischen ethnopsychoanalytischen Feldstudien. Das Seminar eignet sich für die Auseinandersetzung mit (eigenen) professionellen Beziehungen aus der sozialarbeiterischen Praxis.