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Einerseits sterben Dörfer aus, junge
Generationen ziehen weg und es herrscht Perspektivlosigkeit.
Andererseits scheint das idyllische provinzielle Leben neuerdings auch
wieder große Anziehungskraft zu haben und verspricht die Vision eines
sinnerfüllten Lebens, in dem der Blick auf das Wesentliche wieder
möglich wird. Diese gesellschaftliche Entwicklung spiegelt sich auch
in der Literatur wider, denn die Provinz ist ein anhaltend beliebtes
Thema und ein zentraler Handlungsort der deutschen Gegenwartsliteratur –
von der Darstellung eingeschworener dörflicher Gemeinschaften bis hin
zur Stadtflucht frustrierter Großstadtbewohner:innen aufs Land gibt es
verschiedenste denkbare Szenarien, innerhalb derer Provinzialität
erzählt und reflektiert wird. Das Seminar soll diese provinzielle
literarische Landschaft in den Blick nehmen, insbesondere anhand
ausgewählter Dorfromane der letzten Jahre.
Wir wollen uns die Frage stellen, was „Provinz erzählen” (oder „Dorf
erzählen”) aus literaturwissenschaftlicher Sicht konkret bedeutet bzw.
wie man die Provinz als literarische Kategorie definieren kann. Das
Seminar soll dazu zum einen Raum zur Diskussion gesellschaftlich sowie
politisch relevanter Diskurse bieten, die in den Romanen verhandelt
werden (Stadt-Dorf-Gegensatz, Generationenkonflikt, Strukturveränderung
dörflicher Lebenswelten, Klimawandel, Rechtspopulismus usw.). Zum
anderen sollen narratologische Kategorien vermittelt werden, anhand
derer die Texte dahingehend analysiert werden können (u.a.
Multiperspektivität, Erzählebenen, zeitliche und räumliche
Erzählstrukturen), ergänzt durch kulturwissenschaftliche Ansätze wie
z.B. den Ecocriticism. |
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