Philippa Foots Buch „Die Natur des Guten“ (im Orig. „Natural Goodness“) ist so etwas wie die Summe des Werks dieser Philosophin. Sie unterbreitet darin den Vorschlag, dass wir die moralische Verwendung des Ausdrucks „gut“ analog dazu verstehen sollten, wie es in Urteilen über Lebewesen auftaucht, weil „gut“ dabei jeweils mit einer Vorstellung eines für Wesen einer bestimmten Lebensform guten Lebens verbunden sei: Als „gutes Eichhörnchen“ beurteilen wir z.B. eines, das so lebt, wie es Eichhörnchen typischerweise gedeihlich ist. Moralisches Nachdenken brauche daher eine Idee des für Menschen gedeihlichen Lebens. Zu dieser Idee gehöre die Einübung von Tugenden. Foot zitiert an einer Stelle Peter Geach: „Menschen brauchen Tugenden wie Bienen einen Stachel.“ Nun bedeutet „gut und gedeihlich leben“ für Menschen aber etwas sehr anderes als für andere Lebewesen – nicht zuletzt deshalb, weil Menschen vernünftig sind, sich also zu ihrem eigenen Leben verhalten und mit Gründen für und gegen Handlungen entscheiden können, und eigene und selbst entwickelte Vorstellungen davon haben, worauf ihr Leben hinauslaufen soll.

 

Foots klares und elegantes, mit knapp 120 Seiten schmales Buch hat heftige Diskussionen ausgelöst: Ist es z.B. im Licht darwinistischer Modelle noch angemessen, so scheinbar substantialistisch von den „Lebensformen“ von Tieren, darunter dem Menschen, zu sprechen? Oder dürfen wir eingedenk der Autonomie, die der Fähigkeit zu vernünftigem Nachdenken traditionell zugesprochen wird, menschliches Leben in moralischer Hinsicht überhaupt so nahe an die Lebensweise „anderer Tiere“ rücken?

 

Wir werden im Seminar Foots inhaltlich und methodisch aufregenden, spannungsgeladenen Vorschlag gemeinsam genau und textnah besprechen; die Leitfrage ist, wie Ethik und Moral sich vernünftigerweise als anthropologisch (also in der Art und Weise, wie wir Menschen leben) fundiert begreifen lassen – und wie nicht. Textgrundlage ist die deutsche Übersetzung von Foots Buch „Die Natur des Guten“, Berlin: Suhrkamp 2014, 14,- Eur.; bitte beschaffen Sie sich bis zum Seminarbeginn ein Exemplar. Weiterführende Literatur wird bis zum Veranstaltungsbeginn auf Moodle bereitgestellt.