Seit einigen Jahren ist eine Zunahme gesellschaftlicher, auch in den Medien scharf geführter Debatten über Tiere, den Umgang mit und unser Verhältnis zu ihnen zu beobachten. Parallel dazu erlebt die wissenschaftliche Beschäftigung mit Tieren in Geschichte, Kultur und Gesellschaft einen enormen Aufschwung – die Human-Animal Studies beginnen auf internationaler Ebene zu einem eigenen Forschungsfeld zu werden.

Dabei zeichnet sich ein Abschied von einer – auch in der Theologie dominierenden – rein anthropozentrischen Weltsicht ab: Im Kontext der neueren Tierrechtsdebatte wird auch nach Tieren als handelnden Subjekten gefragt. Das Verhältnis in modernen abendländischen Gesellschaften zu Tieren ist dabei zutiefst widersprüchlich: Tiere sind einerseits reine Objekte menschlicher Herrschaft, Ausbeutung und Ausrottung und andererseits der Romantisierung, Verhätschelung und Vermenschlichung ausgesetzt.

Im Alten Testament stellen Tiere einen wesentlichen Teil der Schöpfung Gottes dar; sie sind Gefährten, aber auch Feinde des Menschen. Ihre Bedeutung spiegelt sich in einer großen Bandbreite von Texten wieder – die Bibel hat mehr zu bieten mehr als die „Arche Noah”. Tiere treten auf nahezu jeder Seite auf, in Erzähltexten, prophetischen, weisheitlichen und Rechtstexten. Das Verhältnis zwischen verschiedenen Tierarten, zwischen Tier und Mensch sowie zwischen Tier und Gott wird vielfältig reflektiert.

In diesem Seminar erfahren Sie, warum der Ochse an der Krippe eigentlich ein Stier sein müsste, wieso „Kuh” ein beliebter Frauenname war, ob Esel religiös sein können und was es mit der Rede vom „menschlichen Tier” auf sich hat.