Rehabilitation soll nicht allein im Hinblick auf ihre Zielsetzung, sondern auch in ihrem Prozess der Selbstbestimmung dienen und an den individuellen Bedürfnissen der Rehabilitand*innen orientiert sein. Dennoch folgen die Alltagspraxen von Rehabilitationseinrichtungen zum Teil eher hierarchisch-autoritären anstelle partizipativer Logiken. In jener Logik werden den Subjekten z.B. gesundheitliche und berufliche Bedarfe zugeschrieben und in Angebote bzw. Maßnahmen übersetzt.

Anhand einer qualitativen Studie auf der Basis von biographischen Interviews und Gruppendiskussionen mit seheingeschränkten und blinden Teilnehmer*innen einer Weiterbildung eines Berufsförderungswerks soll diskutiert werden, wie diese den Alltag ihrer beruflichen Rehabilitation wahrnehmen. In welcher Weise be- und verarbeiten sie die strukturellen Bedingungen bzw. Benachteiligungen des Arbeitsmarktes, Lernarrangements und gesellschaftliche Anpassungsforderungen, wie z.B. zur eigenverantwortlichen Inklusion oder an die nichtbehinderte Ordnung? In welcher Weise wirken Dynamiken der Digitalisierung und Diskurse der Arbeit 4.0 und der Anspruch, Behinderung durch digitale Kompetenz auszugleichen? Wie reflektieren die Teilnehmer*innen ihre Lernerfahrungen, und wie verändert sich ihr Lebensentwurf, der unter dem Druck zur Arbeitsmarktintegration auch zu niedrigeren Standards neu verhandelt wird? Eine Seminarsitzung beinhaltet eine Leseübung, in der eine Textstelle unter Heranziehung von Handbüchern etc. gemeinsam interpretiert wird.