Seit ihrer Grundlegung in der Antike war die klassische europäische Kunsttheorie auf ein idealistisches Grundkonzept ausgerichtet, in dem zwar immer wieder die Verpflichtung auf die Natur als Vorbild der Kunst aufgerufen worden ist, ohne daß damit jedoch eine unvermittelte Aneignung der wahrnehmbaren Wirklichkeit gemeint war. Mit dem Siegeszug der modernen Naturwissenschaften seit dem 18. Jahrhundert veränderte sich jedoch der Naturbegriff grundlegend, so daß auch die Forderung nach einer Naturaneignung durch die Kunst auf neue Weise verhandelt werden musste. Im Spannungsfeld von Begriffen wie Pleinairismus, Naturalismus und Realismus kann man in ganz Europa um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Umcodierung des Verhältnisses zwischen Kunst und (naturräumlicher wie sozialer) Wirklichkeit feststellen, das hier anhand von französischen, deutschen und britischen Malern dieser Epoche zur Diskussion gestellt werden soll.

Literatur

Michael F. Zimmermann: Die Kunst des 19. Jahrhunderts. Realismus, Impressionismus, Symbolismus, München 2011; Boris Röhrl: Kunsttheorie des Naturalismus und Realismus, Hildesheim 2003; Linda Nochlin: Realism, Harmondsworth 1971; Marcia Werner: Pre-Raphaelite Painting and Nineteenth-Century Realism, Cambridge u.a. 2005; Beate Söntgen: Sehen ist alles. Wilhelm Leibl und die Wahrnehmung des Realismus, München 2000; Michael Fried: Menzels Realismus. Kunst und Verkörperung im Berlin des 19. Jahrhunderts, München 2008