Wir nähern uns in diesem Seminar dem Handwerk an, einem von der Soziologie weitestgehend vernachlässigten Gegenstandsbereich. Dabei handelt es sich um einen volkswirtschaftlich höchst relevanten Wirtschaftssektor: 29 % aller deutscher Firmen sind Handwerksbetriebe und mit fünfeinhalb Millionen finden sich dort 13 % aller Beschäftigten (Blankenberg und Binder 2020, S. 1). Trotzdem wird das Handwerk kaum beforscht. So argumentiert Caroline Janz, dass selbst die arbeitssoziologische Forschung ihrem Gegenstand „nicht gerecht“ (2017, S. 496) würde und es insgesamt „wenig Literatur zum Handwerk und dessen sozialer, ökonomischer und organisatorischer Entwicklung für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg“ (2017, S. 500) gäbe, weil sich die Arbeits- und Industriesoziologie vor allem auf industrielle Großbetriebe konzentriert habe. Ziel des Seminars ist es, einen grundsätzlichen Überblick über die gesellschaftliche Relevanz des Handwerks in Deutschland zu bekommen und die dort bestehenden Schwierigkeiten (Generationenwechsel und Betriebsübernahmen; Nachwuchsprobleme; sozialökologische Transformation) auszuloten.