Eines der wesentlichen Erhebungsinstrumente der Sozialwissenschaften stellt „das“ Interview dar. Schon in den 1950er-Jahren bezeichnen Mark Benney und Everett C. Hughes die – vor allem nordamerikanische – Soziologie etwas übersteigert als „science of the interview“ (Benney und Hughes 1993, S. 507). Die Verbreitung des Interviews ab den 1950er-Jahren steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung von tragbaren Aufnahmegeräten sowie deren sinkenden Kosten (Edwards und Holland 2013). Bis dahin waren Interviews vornehmlich auf die Gedächtnisleistungen oder Mitschriften der Forschenden angewiesen. Die Entwicklung tragbarer Aufnahmegeräte aber vergünstige und erleichterte die Aufnahme und Archivierung von Interviews sowie deren wortgetreue Verschriftlichung.

In den Sozialwissenschaften hat die Verbreitung des Interviews in den folgenden Jahrzehnten dazu geführt, dass es heute als eines der meistgenutzten Erhebungsverfahren gilt (Aufenanger 2011, S. 97) und für die qualitative Sozialforschung mitunter von einer „Ubiquität von Interviews“ (Deppermann 2013, [1]; ähnlich Silverman 2017) die Rede ist. Seither kam es in den Sozialwissenschaften indes nicht nur zur Verbreitung des Interviews, sondern zur Entwicklung einer Vielzahl unterschiedlicher Interviewverfahren (zum Überblick Deppermann 2013; Edwards und Holland 2013).

Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über die Vielfalt unterschiedlicher Interviewverfahren zu gewähren, sich mit einzelnen Verfahren und ihren grundlagentheoretischen Überlegungen vertiefend zu beschäftigen und damit wesentliche Kompetenzen der empirischen Sozialforschung zu vermitteln