Die Frage, was unter der Natur zu verstehen ist und wie man mit der Natur umgehen soll, beschäftigt die Philosophen von der Antike bis in unsere Zeit. Dabei bilden sich schon in der mythischen Dichtung des griechischen Altertums die entscheidenden Motivstränge heraus, welche die Diskussion der Folgezeit prägen: So geht es zum einem um die Durchdring dessen, was die Natur ihrem Wesen nach ist. Zum anderen aber gilt es, den Ursprung der Dinge zu bestimmen und die Frage nach ihrem Werden und Wachstum zu beantworten. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung wird durch den Neuplatoniker Plotin (ca. 205-270 ) in der  Spätantike eine eigene spekulative Strömung der Naturphilosophie begründet, die beim Prinzip des Einen ihren Ausgangspunkt nimmt. Aus dem Einen gehen im Sinne einer hierarchischen Abstufung Geist und (Welt)Seele hervor, wobei die Natur den Aspekt der Weltseele darstellt, der sich mit der Materie der Dinge verbindet. Die neuplatonische Einbettung des Naturbegriffs in eine strenge Einheits- und Geistmetaphysik wird in späteren Epochen mannigfach aufgegriffen und variiert. So entwickelt der Renaissancedenker Giordano Bruno (1548-1600) auf dem Boden des Neuplatonismus ein Verständnis von der Natur, in dem alle gegensätzlichen Erscheinungen ihre Wurzel in der Einheit haben. In diesem Sinn können weder Weltseele und Materie voneinander getrennt werden, noch einander entgegengesetzte Phänomene wie Wärme und Kälte ohne den Gedanken ihres einheitlichen Ursprungs begriffen werden. Angeregt von den Vorstellungen Brunos interpretiert Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) die Naturerscheinungen als Ergebnis eines durchgehenden Kampfes polarer Gegensätze, der sich in einander über- und untergeordneter Stufen realisiert. Freilich lassen sich innerhalb der langwierigen Auseinandersetzung um den Begriff der Natur auch andere Modelle ausmachen, die den rein spekulativen Charakter der neuplatonischen Tradition verlassen. Als Beispiel hierfür soll auf Francis Bacon  (1561-1626) verwiesen werden, der – obwohl die Natur immer auch eine gebende Kraft bleibt – dennoch die experimentelle Erforschung und intensive Nutzung der Natur fordert.

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