In diesem Seminar rekonstruieren wir die Entwicklung der soziologischen Theorie rund um den Begriff „Verantwortung”. Was verstehen unterschiedliche Theorien darunter, Verantwortung zu übernehmen oder abzugeben? Wer kann Verantwortung haben? Was kann verantwortet werden und was nicht? Dabei versuchen wir v.a. mit Beiträgen aus feministischen und ökologischen Theorien einen Verantwortungsbegriff zu erarbeiten, der Verantwortung mit Verhältnissen des Antwortens verknüpft. Danach ginge es weniger um die Einhaltung ethischer Prinzipien, sondern um die Etablierung von und Sorge um Beziehungen gegenseitiger Antwortfähigkeit.

 Wir lesen Autor*innen wie Max Weber (Verantwortungsethik vs. Gesinnungsethik), Emile Durkheim (Verantwortung als Teil der „moralischen Persönlichkeit”), George Herbert Mead (Verantwortung als Fähigkeit zum Ausgleichen verschiedener Rollenerwartungen), Harold Garfinkel (Verantwortung als Zurechnungsfähigkeit und Rechtfertigung), Niklas Luhmann (Verantwortung als Form des Vertrauens oder des Gewissens zur Reduzierung von Komplexität), Ulrich Beck (organisierte Unverantwortlichkeit und Ökologie), Bernhard Waldenfels (Responsive Verantwortungsethik), Hannah Arendt (Verantwortungslosigkeit als alltäglich Gedankenlosigkeit am Beispiel des Eichmann-Prozesses), Donna Haraway (Response-Ability, Verantwortung als Fähigkeit zu Antworten), Maria Puig de la Bellacasa (relationale Sorge-Ethik) sowie Étienne Souriau und Bruno Latour („Verantworten heißt auf einen Ruf zu antworten”).

 Studienleistung ist neben der aktiven Teilnahme die Einreichung von 4 „Lektüreantworten” als Reaktionen, die auf die im Seminar zur Diskussion gestellten Texte formuliert werden. Eine weitere Studienleistung ist die Mitarbeit in einer Kleingruppe für die Präsentation in der gemeinsamen Abschlusssitzung aller Seminare im Modul zum Ende des Semesters.

Prüfungsleistung ist eine schriftliche Hausarbeit. Mindestens eine Sprechstunde mit dem Seminarleiter ist dabei zur Abstimmung des Themas und Vorgehens Pflicht.

Es gibt ein begleitendes Tutorium, in dem die behandelten Texte vorbesprochen werden und die Gruppenarbeiten für die Abschlusssitzungen stattfinden.