Aufgrund der zunehmenden Privatisierung und Finanzialisierung der sozialen Dienstleistungen und des Grund und Bodens haben immer mehr Menschen Schwierigkeiten, ihre elementaren Bedürfnisse zu befriedigen. Vor diesem Hintergrund wurde in den letzten Jahren wiederholt eine grundlegende Krise der sozialen Reproduktion diagnostiziert. Der Begriff der sozialen Reproduktion bezieht sich auf alle alltäglichen und intergenerationellen Handlungen, die zur Aufrechterhaltung des Lebens dienen. Er hat seinen Ursprung in der feministisch-materialistischen Theoriebildung und verweist darauf, dass der Kapitalismus nicht allein auf einer Produktion von Waren und Dienstleistung basiert, sondern fundamental auf die Reproduktion der Menschen angewiesen ist.
In dem Seminar wollen wir uns mit der Begrifflichkeit und den Theorien zur sozialen Reproduktion auseinandersetzen, wie sie derzeit vor allem in den USA, Kanada und Lateinamerika entwickelt werden. Dabei werden wir diskutieren, inwiefern diese Ansätze dazu beitragen können, aktuelle Formen von Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse zu analysieren.