Seit Beginn der Moderne haben sich Künstler*innen mehr und mehr nicht nur als Schöpfer von Kunstobjekten, sondern ebenso als Kommentator*innen und Kritiker*innen von gesellschaftlichen Zusammenhängen begriffen. Dieser Trend von Kunst als politischer und sozialer Praxis zieht sich bis in die Jetztzeit und wird stets aktualisiert. Vom politischen Theater Brechts, Agitprop, Institutional Critique und Relational Art bis hin zu heutigen Formen der Kunst als ”instituierender Praxis” (Gerald Raunig) hat sich die Kunst stets zu gesellschaftlichen Fragestellungen verhalten und politisch Partei ergriffen. Demgegenüber steht ein Verständnis von Kunst als autonomer und freier Praxis, losgelöst von gesellschaftlichen Ansprüchen, die an Sie gestellt werden. Was zunächst als eine binäre Entscheidung erscheint, zeigt sich historisch als ein Spannungsfeld, innerhalb dessen Künstler*innen oft zwischen den Polen ”Autonomie” und ”gesellschaftlicher Verantwortung” changieren. Bis heute bleibt das Verhältnis von Kunst und gesellschaft letztendlich unklar, was jedoch weder Künstler*innen noch Kunsttheoretiker*innen davon abhält, sich permanent mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Der Kapitalismus steht dabei stellvertretend für die gesellschaftliche Totalität, zu der sich Kunst verhalten muss - und Vorstellungen der sogenannten post-kapitalistischen Gesellschaft sind das, was durch Kunstwerke (als Hoffnung oder als Warnung) hervorgebracht werden kann. Im Seminar behandelt und vergleichen wir historische und zeitgenössische Theorien zur politischen Rolle der Kunst. Darüber hinaus diskutieren wir Künstler*innen, die sich innerhalb des Feldes der politischen Kunst verorten. Information: Die Texte sind größtenteils auf Englisch (deutsche Autor*innen können wir zweisprachig lesen). Die Diskussionssprache hängt von der Zusammensetzung der Seminarteilnehmer*innen ab.

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Since the beginning of modernism, artists have increasingly seen themselves not only as creators of art objects, but also as commentators and critics of society. This trend of art as political and social practice continues into the present day but is constantly updated. From Brecht's political theater, agitprop, institutional critique, and relational art to today's forms of art as "instituent practice" (Gerald Raunig), art has always related to social issues and taken political sides. In contrast to this is an understanding of art as an autonomous and free practice, detached from the social demands placed on it. What at first appears to be a binary decision historically reveals itself as a field of tension within which artists often oscillate between the poles of "autonomy" and "social responsibility". Until today, the relationship between art and society remains unclear, but this does not prevent artists or art theorists from permanently addressing this question. Capitalism stands for the social totality to which artists react - and visions of the so-called post-capitalist society are what can be brought forth through artworks (either as hope or as warning). In the seminar we will discuss and compare historical and contemporary theories on the political role of art. Furthermore, we discuss artists who situate themselves within the field of political art. Information: The texts are mostly in English (German authors can be read bilingually). The language of discussion depends on the composition of seminar participants.