Liebe Seminarteilnehmerinnen

Eine grundsätzliche Anmerkung zu Anfang:

Seminare von Prof. Krummheuer können von Studierenden nur einmal während ihrer Studienzeit belegt werden. Studierende, die also schon einmal ein Seminar von Prof. Krummheuer besucht haben, mögen sich melden und zügig einen Platz in einem anderen Seminar suchen.

Das Seminar findet teilweise online statt

Was Sie heute unbedingt lesen sollten

Ich gestalte das Seminar so, dass ich anfänglich wöchentlich für Sie einen Leseauftrag und ein Video dazu bereitstelle. Das Video ist eine Vorlesung von mir zum Thema des Leseauftrags, die ich vor ein paar Semester gehalten habe und die aufgezeichnet wurde. Damals war ich noch aktiv tätig als Professor an der Goethe Universität Frankfurt am Main.

Mein Plan ist, dass Sie möglichst schnell in Kleingruppen zusammenarbeiten. Dafür sollten wir warten, bis die endgültige Besetzung für dieses Seminar feststeht. Mit diesen Kleingruppen werde ich mich dann während der Seminarzeiten voraussichtlich in zoom-chats eingehender mit Ihren Fragen befassen. 

Diese noch zu konstituierenden Kleingruppen sollen dann bis zum Vorlesungsende ein gemeinsam erarbeitetes Papier erstellen, in dem sie einen von mir vorgegebenen Unterrichtsausschnitt hinsichtlich der Kriterien analysieren sollen, die Sie zuvor in den wöchentlichen Arbeitsaufträgen kennen gelernt haben. Für diese Ausarbeitung liegen weiter unten Strukturierungshilfen bereit. Die Kleingruppen arbeiten eine powerpoint-Präsentation aus, die sie am Ender der Vorlesungszeit im Seminar vortragen. Weitere Einzelheiten stelle ich im Seminar mündlich vor.


Was Sie eventuell auch schon interessieren könnte

Ich möchte Sie mit diesem Text nicht gleich „überladen“. Weitere Einzelheiten werde ich in den jeweiligen Wochenthemen bekannt geben. Dennoch soviel zum Inhalt des Seminars. Es basiert auf dem Buch „der Alltag im Mathematikunterricht“, das Marei Fetzer und ich im Jahr 2005 im Elsevier-Verlag (jetzt Springer) publiziert haben. Es handelt über den Unterrichtsalltag. Das Ziel ist, dass er besser verstanden wird und damit auch anders gestaltbar wird. Wir begreifen diesen Alltag als das, was durch das konkrete, auf einander bezogene Handeln zwischen Lehrenden und Lernenden entsteht. Er stellt die Unterrichtsrealität auf der Mikroebene im Sinne des obigen Epigramms dar: Der Unterrichtsalltag ist komplex, variabel und erscheint auf den ersten Blick ungeordnet, vielleicht sogar undurchsichtig und man fühlt sich ihm ausgeliefert. Zugleich stellt dieser Alltag den Einflussbereich dar, den Lehrende durch ihr Handeln tagtäglich mitgestalten. Der Lehrer und die Lehrerin erfahren Unterrichtsalltag also einerseits als vorgefertigt, andererseits gestaltet er/sie ihn durch sein/ihr Handeln mit. Wir glauben, dass Lehrende den Unterrichtsalltag in so weit verstehen sollten, dass er für ihn oder sie nicht undurchsichtig bleibt und sich eventuell dauerhaft missverstanden gleichsam gegen seine oder ihre gut gemeinten Gestaltungsabsichten behauptet.

In diesem Buch legen wir dar, wie sich die wechselseitig aufeinander bezogenen Handlungen im Unterricht zusammenfügen und wie hierdurch der Unterrichtsalltag von der Lehrperson und Schülern gemeinsam hervorgebracht wird. Wir wählen also nicht eine Perspektive, die vornehmlich das Lehrerhandeln in den Blick nimmt und dieses danach befragt, wie weit hierdurch die Intentionen des Lehrenden umgesetzt werden. Wir schauen vielmehr auf die Interaktion zwischen Lehrenden und Schülern. Wir schauen uns den Unterricht gleichsam von ‚innen’ an.

Genaues Beobachten, Beschreiben und Analysieren von „Episoden“ alltäglichen Unterrichts soll zu diesem besseren Verstehen führen. Dabei greifen wir auf Beispiele des Mathematikunterrichts der Grundschule zurück und Sie sollen durch Durcharbeiten der Kapitel aus diesem Buch Schritt für Schritt die Dimensionen dieses mathematischen Unterrichtsalltag besser verstehen lernen.

Also auf eine gutes Seminar.


Prof. Krummheuer