Die Welt steht vor der großen Transformation in ein post-fossiles Energiezeitalter. Diese Transformation birgt Risiken, bringt aber auch neue Chancen. Lateinamerika steht dabei im Fokus der ganzen Welt, da der Kontinent schon jetzt durch Rohstoffexport und Extraktivismus geprägt ist, gleichzeitig aber auch viele der Rohstoffe, die für die Energiewende notwendig werden, in Lateinamerika vorkommen. Das nach wie vor etablierte fossile Energiezeitalter basiert auf der billigen Verfügbarkeit von energetischen und mineralischen Rohstoffen. Ein Großteil der globalen Energieproduktion entspringt fossiler Energieträger. Öl und Gas haben einen zentralen Stellenwert. Dieses globale Regime hat Lateinamerika historisch tiefgreifend geprägt – sei es Öl aus Venezuela und Mexiko, Kohle aus Kolumbien, Kupfer aus Chile oder Nahrungsmittel aus Argentinien und Brasilien – und wird Lateinamerika auch in Zukunft weiter prägen.

Soll die globale, klimaschonende Energiewende gelingen, muss sich die Rohstoffbasis der Weltwirtschaft fundamental verändern. Neue Rohstoffe werden immer wichtiger: E-Autos brauchen Kupfer und Lithium, Photovoltaik benötigt Silizium, Windkraftanlagen können nur mit seltenen Erden gebaut werden. Dies wird enorme Auswirkungen auf gesellschaftliche Dynamiken in Lateinamerika haben. Was machen Länder wie Venezuela oder Bolivien, wenn sie in 30 Jahren kein Öl oder Gas mehr verkaufen können? Und was passiert mit Staaten wie Chile oder Argentinien, die dank ihrer Kupfer- oder Lithiumvorräte ihre Einnahmen vervielfachen werden? Schon jetzt steht fest: die Nachhaltigkeitsstrategien, die in Deutschland und Europa heute diskutiert und umgesetzt werden, werden in Zukunft neue Gewinner und Verlierer schaffen, und Lateinamerika wird von diesem Wandel besonders betroffen sein.

Die Veranstaltung thematisiert die verschiedenen Dimensionen der Energiewende in und aus Lateinamerika, macht aber auch konkrete Vorschläge zur Bearbeitung der anstehenden Probleme. Das Projektseminar bereitet die Forschungspraxis und Teilnahme an einer wissenschaftlichen Tagung inhaltlich und organisatorisch vor. Die Studierenden haben theoretisch begründete Forschungsfragen zu entwickeln, diese methodisch in einen Fragebogen zu übertragen, über Interviews direkt umzusetzen sowie auszuwerten und abschließend gemeinsam ihre Erfahrungen zu reflektieren.

Die Teilnahme an der Tagung wird vorausgesetzt; es entstehen keine Kosten. Aufgrund der begrenzten Seminarplätze empfiehlt sich eine ebenso frühe wie verbindliche Anmeldung.