In der Geschichte des Mittelalters nehmen die Kreuzzüge ins Heilige Land einen besonderen Platz ein. Die Ereignisse der diversen Heerzüge in den Osten mit ihren vielfältigen, häufig gewalttätigen Kulturkontakten mit der muslimischen Welt haben die Politik, Religion und Kultur der europäischen Gesellschaften nachhaltig beeinflusst. Vom Mittelalter bis in die Gegenwart wurden sie in textuellen und visuellen Quellen immer wieder thematisiert und teils kontrovers diskutiert.

Ziel des Kurses ist es, die Geschichtsschreibung der Kreuzzüge und die mit ihnen verbundenen Geschichtsbilder näher zu beleuchten. Es wird untersucht, wie die Kreuzzüge Teil des kulturellen Gedächtnisses und wie bzw. in welchen Kontexten sie aufgegriffen wurden. Wie haben sich das Wissen und die Vorstellungen um die Kreuzzüge im Lauf der Zeit gewandelt? Der Blick gerade auch auf gegenwärtige Tendenzen in Forschung und Gesellschaft verdeutlicht hierbei, dass die Vergangenheit nicht festgeschrieben ist, sondern ständig neu ausgehandelt und an die Bedürfnisse und Erwartungen der sich erinnernden Gruppe angepasst wird.

Anhand ausgewählter Quellen (z.B. historiographische Texte, Bilder, Denkmäler, ‚Meistererzählungen‘, populärwissenschaftliche Medien) vom 14. bis zum 21. Jahrhundert analysieren wir, wie die Kreuzzüge etwa zur Legitimation bestimmter Weltanschauungen und politischer Handlungen, zur Bildung und Verfestigung von Fremd- und Eigenstereotypen funktionalisiert wurden. Die Analyse soll zu einer allgemeinen Reflexion über die Frage führen, wie Geschichte in verschiedenen soziopolitischen Kontexten konstituiert, manipuliert und genutzt wird.