Mit dem seit den 90er Jahren dramatisch gewachsenen Bewusstsein, dass Umwelt- und Klimaschutz auch und vor allem einschneidende Maßnahmen im Bereich des Individualtransportes verlangen, wurden Forderungen nach einem effektiven Leichtbau für Personenfahrzeuge zunehmend lauter. Dass der Werkstoff Stahl aufgrund seines wirtschaftlichen und technischen Potenzials dabei nach wie vor eine gewichtige, allerdings deutlich gewichtsreduzierte Rolle spielen sollte, erschien unumgänglich. Zentrales Kriterium für den Leichtbau war und ist nach wie vor dabei eine möglichst hohe intrinsische Belastbarkeit durch die Einstellung höchster Werkstofffestigkeiten.

Bewegt man sich allerdings zu derart hohen Festigkeiten, dann grenzt sich die Auswahl verfügbarer Stähle auf solche Güten ein, die ihre Eigenschaften erst durch eine gezielte Wärmebehandlung entfalten. Genau diese Gruppe von Stählen adressiert das Presshärten. Dabei ist es die Besonderheit, dass durch Einbettung der Formgebung in den Temperatur-Zeit-Zyklus des Härtens nicht nur die erwarteten höchsten Festigkeiten erreicht werden, sondern auch überaus komplexe Bauteilgeometrien mit vergleichsweise geringen Formgebungskräften in einem einzigen Prozessschritt eingestellt werden können. Derart hergestellten Komponenten bilden heute das Kernelement moderner Fahrzeugarchitekturen.

Aufbauend auf den Lehrinhalten des Moduls „Presshärten, von der Theorie zur Anwendung - Herstellung von modernen Leichtbaukomponenten aus Stahl“ geht es in der vorliegenden Lehrveranstaltung darum, Prozessstrategien des Presshärtens im Zuge von praktischen Aufgaben im Labormaßstab zu erproben. Dabei steht insbesondere die Prozess-Eigenschafts-Korrelation im Vordergrund. Dabei geht es um folgende inhaltliche Schwerpunkte:

    • aufgabenspezifische Entwicklung geeigneter thermo-mechanischer Prozessstrategien
    • aufgabenspezifische Auswahl und Anwendung geeigneter Mess-und Prüftechnik
    • Auswertung der im praktischen Versuch erhobenen Daten
    • Ergebnisdokumentation und -präsentation