Die Politik der Arbeit stand in den letzten zwei Jahren wie nahezu alle Lebens- und Politikbereiche unter dem Einfluss der Pandemie. Gleichzeitig vollziehen sich im Zuge der Technologisierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung schon länger tiefgreifende Transformationsprozesse, die während der Pandemie mitunter weiter an Dynamik gewonnen haben. Wir setzen uns im Seminar mit den Auswirkungen dieser Wandelungsprozesse von Arbeit auseinander: was ist dran an der These vom Ende der Arbeit? Wie verändert sich die Arbeitsorganisation? Wie verändert sich das Lohngefüge und damit einhergehend die soziale Ungleichheit? Welche Implikationen ergeben sich für Tätigkeits- und Berufsprofile und was heißt das für die zukünftig benötigten Qualifikationen? Wer gehört zu den Gewinnern, wer zu den Verlierern der Transformation? In dem Maße, wie die Auswirkungen auf Arbeit und den Arbeitsmarkt sichtbar werden, sind auch die Politik und die arbeits(markt)politischen Akteure herausgefordert, hierauf Antworten zu entwickeln. Auch diese werden wir im Seminar analysieren und diskutieren. Unter anderem werden wir hierzu die Sozialpartner in den Blick nehmen und mit Betriebsrät:innen sowie Vertreter:innen von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden diskutieren. 

Als grundständige Lektüre zur Vorbereitung sind folgende Berichte empfohlen: 

Demokratien befinden sich im Spannungsfeld von politischer Gleichheit und sozialer Ungleichheit. Während politische Rechte (z.B. Wahlen oder Recht zur politischen Partizipation) für alle Bürger:innen gleich sind, trifft dies auf Einkommen und Vermögen nicht zu. Soziale Ungleichheit beeinflusst die Möglichkeiten und das Maß, diese individuellen Rechte wahrzunehmen. In diesem Seminar beschäftigen wir uns daher mit dem spannungsreichen Verhältnis von Demokratie und sozialer Ungleichheit. Im Fokus stehen dabei die folgenden in der Politikwissenschaft seit einigen Jahren intensiv diskutierten Fragen: Welche Rolle spielt soziale Ungleichheit für politische Partizipation? Wie viel soziale Ungleichheit ist für eine Demokratie erträglich? Welchen Einfluss haben Krisendynamiken auf das Verhältnis von Demokratie und sozialer Ungleichheit?


Politische Systeme im Sinne Eastons (1965) sind auf Input in Form von Forderungen und Unterstützung angewiesen. In repräsentativen Demokratien basiert der Inputstrom vor allem auf Wahlen. Sollte diese Inputmöglichkeit daher auf „Wahlen und Abstimmungen“ - wie es Art. 20 II GG formuliert - erweitert werden? Diese Debatte um direkte Demokratie spaltet Politikwissenschaft und Gesellschaft: Kritiker*innen sprechen vom „Irrweg“ (Decker 2016) und Befürworter*innen von „[m]ehr […] Demokratie“ (Heußner/Jung 2009). Im Seminar untersuchen wir den Status quo der rechtlichen Möglichkeiten und empirische Befunde zur Wirkung direkter Demokratie auf kommunaler (Bürgerbegehren/entscheid) sowie subnationaler Ebene (Volksgesetzgebung) und diskutieren die Vor- und Nachteile von Volksabstimmungen auf Bundesebene.

Unentschuldigtes Fehlen in der ersten Sitzung führt zum Platzverlust!

  • Decker, Frank (2016): Der Irrweg der Volksgesetzgebung. Eine Streitschrift. Bonn: J.H.W. Dietz.
  • Easton, David (1965): A systems analysis of political life. New York, NY: Wiley.
  • Heußner, Hermann K.; Jung, Otmar (Hg.) (2009): Mehr direkte Demokratie wagen. Volksentscheid und Bürgerentscheid: Geschichte - Praxis - Vorschläge. 2. Aufl. München: Olzog.
  • Kost, Andreas; Solar, Marcel (Hg.) (2019): Lexikon Direkte Demokratie in Deutschland. Wiesbaden: SpringerVS.
  • Möckli, Silvano (2018): So funktioniert direkte Demokratie. München: UVK Verlag.
  • Rehmet, Frank; Wagner, Neelke; Weber, Tim Willy (2019): Volksabstimmungen in Europa. Regelungen und Praxis im internationalen Vergleich. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich.


Die politikwissenschaftliche Forschung befasst sich mit Fragestellungen, die das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen betreffen und versucht, politische Ereignisse und Entwicklungen sowie das Zustandekommen politischer Entscheidungen ursächlich zu erklären. In dem Seminar "Einführung in das politikwissenschaftliche Arbeiten" sollen die Grundtechniken des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden. Das Seminar richtet sich an alle Studierenden, die erfahren wollen, wie Hausarbeiten, Thesenpapiere, Essays, Exposés, Präsentationen und Referate nach wissenschaftlichen Kriterien anzufertigen sind. Die Einführung in das politikwissenschaftliche Arbeiten erfolgt am Beispiel der Energie- und Sicherheitspolitik, die Seminarlektüre orientiert sich an diesem Forschungsfeld.



Demokratie als Herrschaftsordnung baut auf unterschiedlichen Interessen auf. Es ist nicht nur die Aufgabe von Parteien und Verbänden, sondern auch von sozialen Bewegungen dazu beizutragen, dass die vorhandenen Interessen organisiert, artikuliert und repräsentiert werden. Dabei sind die verschiedenen Interessen nicht gleich, sondern unterschiedlich stark. Im Seminar befassen wir uns mit den Grundlagen der Interessenspolitik; aber auch mit den Theorien zur Verbändeforschung. Es geht also um Pluralismus, Korporatismus und Lobbyismus.

Im Zentrum des deutschen Parteiensystems stehen seit 1949 die Volksparteien CDU/CSU und SPD. Mit den Grünen, der Linkspartei und der AfD sind neue Parteien in die deutschen Parlamente eingezogen. Während Union und SPD stark an Zuspruch eingebüßt haben, sind andere stärker geworden. Bei der Bundestagswahl 2021 erzielte die bis dahin regierende „Große Koalition“ zusammen gerade noch 50% der Stimmen. Zugleich zeichnet sich ab, dass ein größer werdender Teil der jungen Generation sich abgewendet hat und eher in anderen Parteien ihre Zukunft aufgehoben sieht. Wie entwickelt sich das bundesdeutsche Parteiensystem und wie reagieren die Parteien auf diesen Wandel. Wird das Parteiensystem polarisierter oder bleibt alles beim Alten, weil sich so vieles ändert?</p> <p>Die Lehrveranstaltung ist als Blockseminar konzipiert. Im ersten Block diskutieren wir die politikwissenschaftliche Einordnung der Veränderungen im bundesdeutschen Parteiensystem. Mit Blick auf aktuelle Wahrergebnisse und Entwicklungen soll analysiert werden, inwiefern rechtspopulistische Parteien bestehende Parteiensysteme verändern und der scheinbare Zerfall der Volksparteien das Parteiensystem wandelt. Auf dieser Grundlage sollen die Studierenden mögliche Forschungsfragen und Arbeitshypothesen formulieren. Um den Teilnehmer:innen einen Feldzugang zu ermöglichen und Kontakte zu den politischen Akteuren herzustellen, erfolgt im zweiten Block eine gemeinsame Exkursion nach Berlin. Diese ist für alle Teilnehmer:innen verpflichtend und findet am 6./7.7 in Berlin statt. Während der Exkursion können Hintergrundgespräche und Interviews mit Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen geführt werden, sodass das Thema des Seminars aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert und die von den Studierenden erarbeiteten Forschungsfragen angegangen werden können.

Der Wahlabend am 26. September 2021 brachte ungewohnte Mehrheitsverhältnisse und mit der Ampelregierung ein völlig neue Regierungskonstellation auf Bundesebene hervor. Die Schwierigkeiten und Widersprüche dieses Bündnisses legten bereits die ersten Wochen der Legislaturperiode offen. Unter Druck der FDP beendete die Ampel die epidemische Notlage nationaler Trageweite, während sich zugleich abzeichnete, dass Karl Lauterbach, der harte Einschränkungen befürwortete, Gesundheitsminister werden würde. Auch die Schwierigkeiten, eine eigene Mehrheit für eine Impflicht zu finden, deuten an, welche Herausforderungen auf die selbst ernannte Fortschrittskoalition in ihrer Regierungsarbeit zukommen werden.
Vor diesem Hintergrund will das Seminar „Regieren in Deutschland: Die Ampelkoalition“ die Herausforderungen des Regierens und die Spezifika der Ampelkoalition genauer in den Blick nehmen: Was ist unter Regieren zu verstehen? Wie funktionieren Koalitionsregierung? Welche Rolle spielen informelle Arrangements für das Koalitionsmanagement? Wie funktioniert Regieren im föderalen Mehrebenensystemen? Was bedeutet eine Drei-Parteien-Koalition für das Regieren, den Interessenausgleich und die Gesetzgebung?  Welche Auswirkungen auf die Koordination zwischen Bund, Ländern und EU sind zu erwarten? Vor welchen Aufgaben steht die Ampelregierung und welche Rolle spielt die parlamentarische und außerparlamentarische Opposition für das Regieren?