„Ihm verdanke ich die Überzeugung, daß man Theologie nur mit Leidenschaft treiben kann, weil Theologie es stets mit der absoluten, sich selbst implizierenden Leidenschaft zu tun hat, mit Gott.“ (GOLDSTEIN, Leonardo Boff, 27), so formuliert Leonardo Boff wohlwollend über seinen ehemaligen Lehrer Bonaventura Kloppenburg, der ihn zu diesem Zeitpunkt bereits ,als Häretiker und Marxisten diffamiertʻ hatte.

Dieses Seminar ist ein Lektüreseminar, das sich mit Textauszügen auseinandersetzt, die aus dieser Leidenschaft heraus entstanden sind.

Bereits 1991 formulierte Boff: „Was für eine Zukunft hat überhaupt noch eine Institution, die ihre Form der Machtverteilung geradezu hypostasiert (d.h. hier zum Selbstzweck erhebt, d. Red.) und sich am Ende selbst in der höchsten Potenz zum Dogma erhebt? […] Mittlerweile verstehe ich die bestehenden Kirchenstrukturen als Ausdruck sozialer, geschichtlicher und struktureller Sünde. Deshalb dürfen wir nicht von unserem Bemühen ablassen, immer wieder die theologische Rechtmäßigkeit des Gegenmodells aufzuzeigen. An ihm haften nicht nur Träume, wenn auch vielleicht nur von kritischen Minderheiten, sondern auch Verheißungen, die sich aus dem Evangelium selbst ergeben.“ (Ebd., 48f)

Ebenfalls bereits seit den 1990er Jahren wendet er sich dem Themenbereich der Ökologie zu – einem Bereich, der insbesondere 2018 und 2019 durch die Fridays for Future-Bewegung an medialer Aufmerksamkeit hinzugewonnen hat.

Themenbereiche, die in jedem Falle im Seminar behandelt werden, sind: Befreiungstheologie; Kirche und Macht sowie Ökologie. Die genaue Literaturauswahl erfolgt in Rücksprache mit der Seminargruppe – einige Möglichkeiten können Sie bereits den Literaturangaben entnehmen.

Die Studienleistung besteht in der Lektüre der gemeinsam abgesprochenen Textauszüge und der Beteiligung an der Diskussion im Seminar.

Das Christentum hat seine Hoffnung in sprachlichen Bildern formuliert, die mit Raumvorstellungen einhergehen. Auferstehung, Jüngstes Gericht, Fegefeuer, Himmel und Hölle, ewiges Leben – diese Sprachbilder enthalten kein Sonderwissen über weltjenseitige Orte, an denen noch nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Vielmehr entwerfen sie eine Zukunft, „andere Orte“, die die Gegenwart einer Wertung unterzieht und als Raum ethischen Handelns begreifen lässt.

Die LV behandelt zentrale Aspekte der christlichen Eschatologie in ihren Konsequenzen für die Welt- und Selbstdeutungen des Menschen und diskutiert diese in Auseinandersetzung mit den Positionen in Judentum und Islam.

Im Rahmen des Seminars sind Exkursionen zum jüdischen Friedhof in Bettenhausen und in das Museum für Sepulkralkultur vorgesehen.