PRO-2.0-40     Profilprojekt MA-Vertiefung Städtebau

Betreuer          Stefan Rettich / Ariane Röntz

1. Treffen         Do. 21. Oktober, 14 Uhr im Projektraum

Betreuung       Dienstags – 14 Uhr


Hintergrund

Die Universität Kassel wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Kritik, maßgeblich aus unserem Fachbereich, hat erst dazu geführt, dass der ursprünglich für Oberzwehren avisierte Campus in Innenstadtlage auf dem Gebiet der ehemaligen Henschel-Werke errichtet wurde. Aber, die Universität ist durch den autogerechten Ausbau des Holländischen Platzes und der sich dort kreuzendenden Straßen auch nach 50 Jahren noch immer von der Innenstadt abgeschnitten und kann nicht die städtebauliche und gesellschaftliche Wirkung entfalten, die an diesem Standort und durch die Universität möglich wäre.

 Projektansatz

Im WiSe 21/22 wird ein Projekt zur Umgestaltung des Holländischen Platzes und der angrenzenden autogerechten Stadträume angeboten. Ziel ist hier, konkrete Projekte für die Verbesserung und zur Überwindung der autogerechten Prägung des „Platzes“ zu entwerfen.

In ASL-übergreifenden 3er Gruppen werden zunächst individuelle Sichtweisen auf den autogerechten Stadtraum des Holländischen Platzes und seine Verflechtung in die umliegenden Stadt- und Straßenräume erarbeitet. Aufbauend auf dieser analytischen Perspektive entstehen Entwürfe die einen Diskurs über diesen vernachlässigten aber wichtigen Stadtraum einleiten sollen – das bedeutet, dass durchaus radikale Ansätze verfolgt werden können, wenn damit eine umfassende Verbesserung und Aufwertung der Situation eingeleitet werden kann. 

Vorarbeiten aus dem SoSe 21

Im SoSe 21 wurden parallel  zwei Seminare durchgeführt mit dem Titel „Autopsie der autogerechten Stadt“ (ADAS I+II). Im ersten Seminar (ADAS I) wurden 10 große autogerecht ausgebaute Stadttrassen Deutschlands in ihrer Genese und ihrer räumlichen Ausprägung untersucht, u.a. die Kölner Nord-Süd-Fahrt oder die Hamburger Ost-West-Straße. Dabei entstanden vergleichende Fallstudien mit gleicher Methodik und gleichem Zeichnungsset. 

Parallel hat der Videokünstler Thomas Taube (https://www.reitergalleries.com/de/kuenstler/thomas-taube/) in einem zweiten Seminar (ADAS II) mit Studierenden ein Videoprojekt zu ausgewählten Straßen dieser Studie durchgeführt. Für die Präsentation wurden bereits 5 Großformat-Monitore angeschafft. Hintergrund war hier, besondere Orte dieser Straßen zu identifizieren und die Gebäude als „Protagonisten“ zu inszenieren – also, erhaltenswerte Architekturen und Strukturen zu identifizieren. 

Ziel

Eine Ausstellung mit Projekten zur Überwindung dieser städtebaulichen Barriere in Kassel und zu den Hintergründen des autogerechten Städtebaus in ganz Deutschland soll einen lokalen Diskurs in der Kasseler Stadtgesellschaft initiieren und an Hand gesamtdeutscher Beispiele auch über die Grenzen Kassels hinauswirken. Die Ausstellung vereint die drei Module ADAS I-III und ist ein Beitrag des Fachbereichs zum 50-jährigen Jubiläum der Universität Kassel. Geplant ist, die Ausstellung zum Rundgang im Februar zu zeigen.

 


Wettbewerb: Das Projekt Die Zukunft der Großen Straße wird dieses Jahr im Rahmen des Johannes-Göderitz-Preis 2021 ausgegeben. Die Aufgabestellung entspricht der vorgegebenen Auslobung. Die fünf besten Arbeiten erhalten die Möglichkeit ihre Projektergebnisse für eine Teilnahme am Wettbewerb einzureichen. Die Gewinner des Wettbewerbs werden mit einem Preisgeld honoriert.

Hintergrund: Die Stadt Hannover ist durchzogen von großen Hauptverkehrsachsen. Hintergrund war eine kompromisslose, in den 1950er Jahren jedoch als fortschrittlich empfundene Umsetzung der autogerechten Stadt, durch den damaligen Stadtbaurat Rudolph Hillebrecht. Dieser wollte einen möglichst reibungslosen Verkehrsfluss innerhalb Hannovers ermöglichen und plante daher einen mehrspurigen Ring um die Innenstadt mit radial verlaufenden Verkehrsachsen, die die Innenstadt mit dem Umland bzw. dem Fernverkehr verbinden. Im Projekt Die Zukunft der großen Straße beschäftigen wir uns mit der Vahrenwalder Straße, einer der meistbefahrenen Hauptverkehrsachen Hannovers, die vom Zentrum bis zur Autobahn A2 im Norden reicht.

Ziel und Inhalt: Ziel des Wettbewerbes ist es Visionen für eine große Straße nach der autogerechten Stadt zu entwickeln. Der Wettbewerb verlangt daher eine grundsätzliche Überarbeitung der Verkehrsflächen inklusive angrenzender baulicher Strukturen bzw. auf das Automobil ausgelegte Funktionen. Das Entwurfsgebiet entlang der Vahrenwalder Straße ist als Experimentierfeld zu sehen, in dem die Grenzen und Möglichkeiten einer städtebaulichen Neuausrichtung erprobt werden sollen. Die große Straße soll nicht mehr als trennendes Element verstanden werden, sondern sich in den städtebaulichen Kontext integrieren. Die Vahrenwalder Straße soll damit zu einem Stadtraum werden, der die umliegenden Quartiere miteinander verbindet.   

Städtebaulicher Entwurf: Der städtebauliche Entwurf erfolgt auf drei aufeinander aufbauenden Maßstabsebenen: Die Rahmenplanung (M 1:2.500) umfasst die Vahrenwalder Straße. Hierbei gilt es die Entwicklungschancen der Straße in einen größeren Maßstab zu kontextualisieren und für ausgewählte Teilbereiche aufzuzeigen, wie eine programmatische und bauliche Neuausrichtung der Straße aussehen kann. Die Entwicklung eines Masterplan (M 1:1.000) fokussiert sich auf den Bereich um die Kreuzung Vahrenwalder Straße/Niedersachsenring. Auf dem ca. 30 Hektar große Planungsgebiet konzentrieren sich bauliche Typologien der autogerechten Stadt, die sowohl transformiert, entfernt oder nachverdichtet werden können. Der städtebauliche Fokusraum (M 1:500) soll die räumlichen Qualitäten und wesentliche Erdgeschossgrundrisse aufzeigen.       

Erstes Treffen: Donnerstag, 21.10.21, 14 Uhr, Ort: tba

Betreuung: dienstags, ab 14 Uhr, Ort: tba

Verfasser*innen pro Projektarbeit: Einzel- oder Zweigruppen

Le Beaubourg, wie die Pariser*innen das Centre George Pompidou liebevoll nennen, ist nicht nur eines der weltweit bedeutendsten Museen für zeitgenössische Kunst – es berührt auch vielfältige Facetten der Architektur, Gesellschaft, Politik, Kunst, Stadtplanung und Stadtentwicklung. In einem Geist der gesellschaftspolitischen Öffnung nach den Mai-Unruhen von 1968 wurde es als schwellenloses Kulturzentrum konzipiert. Kunst, Medien und Kultur sollten für jede und jeden zugänglich sein. Gemeinsam mit dem Stadtumbau von Les Halles – den Großmarkthallen im Herzen von Paris – setzte aber auch eine bis heute andauernde Aufwertung ein, in deren Folge das jüdische Viertel Le Marais zu den teuersten Adressen von Paris aufstieg. Das Seminar nimmt diese vielfältigen Blickwinkel ein und untersucht dieses besondere Bauwerk in seiner Vor- und Entstehungsgeschichte, im räumlichen wie im gesellschaftspolitischen und kulturellen Kontext, bis hin zur heutigen Rezeption.

 

Die Seminar-Treffen werden vorwiegend digital stattfinden, montags von 10-13 Uhr.

 

Weitere Informationen sowie die Einzelthemen des Seminars stehen ab dem 15. Oktober auf der Website des Fachgebiets Städtebau zum Download bereit:

 

https://www.uni-kassel.de/fb06/institute/institut-fuer-urbane-entwicklungen/fachgebiete/staedtebau/lehre

 

ACHTUNG: Das 1. Treffen findet am Do. 21. Oktober um 12.00 Uhr statt. Ort oder Zoom-Link werden nach der Anmeldung auf Moodle bekannt gegeben.

 

Vorläufige Themen

 

Le Marais – das jüdische Viertel von Paris

Georges Pompidou

Die Mai Revolutionen und die Situationisten

Les Halles

Reyner Banham – Megastructures and High-Tech-Architecture

Richard Rogers

Renzo Piano und Gianfranco Franchini

Cedric Price – The Fun Palace

Kulturmaschine – Der Wettbewerb und das Programm

Der Wettbewerbsentwurf von Richard Rogers, Renzo Piano, Gianfranco Franchini

La Raffinerie – Konstruktion, Tragwerk und Haustechnik (Ove Arup?)

Der Vorplatz und die Piazza del Campo in Siena

Gordon Matta-Clark – Conical Intersection

Die Sammlung und bedeutende (Einzel)Ausstellungen

Sanierung N°1

9/11 – Wirkung auf den öffentlichen Raum und den Betrieb von Kulturbauten

Le Marais – Gentrifizierung und neuere Kulturbauten

Le Beaubourg als Zeichnung

Centre Pompidou Export / Metz