Das Einführungsprojekt im Sommer beschäftigt sich mit der Waldschule in Kassel.

Der Ort; gelegen im Bergpark Wilhelmshöhe, am Waldrand zwischen Nussallee und Hermann-Schafft-Weg – Streuobstbäume, Gemüsegarten und Kleingärtenbetrieb. Das denkmalgeschützte Ensemble, bestehende aus umrahmender Tuffsteinmauer, drei Pavillonbauten, Nebengebäuden und einem schmalen Fachwerkbau sowie einem alten Baumbestand, bildet den Kontext zur Auseinandersetzung mit den Fragen und Antworten zum Entwerfen im Bestand.

Der Bestand; in einer Bauphasenanalyse werden wir den historischen und aktuellen Entstehungsprozess der Gebäudestrukturen lesen, zeichnen und verstehen lernen. Erste Fragen an denkmalpflegerische Aspekte stellen und uns mit einem zukünftigen, nachhaltigen Nutzungskonzept für die Waldschule beschäftigen.

Umbauen und Weiterbauen; das zukünftige Nutzungskonzept wird im Entwurfsprozess durch den Austausch und das Zusammenkommen der späteren NutzerInnengruppen der Waldschule sowie AkteurInnen durch das Amt für Bildung der Stadt Kassel entstehen und im gemeinsamen Diskurs ergänzt. Die späteren NutzerInnengruppen werden unterschiedlichste Schülerschaften aus Kassel sein und folglich einen nutzungsspezifischen Raumanspruch definieren; der pädagogische, architektonische Raum, ist somit Teil der Untersuchung im Entwurf und stellt Fragen an euch GestalterInnen - welche Räume müssen ergänzt werden? Wie kann eine Neusetzung zwischen Innen und Außenraum agieren und Lern- und Lehrprozesse positiv bedingen? Wie wird der Ort durch ein weiteres Gebäude sinnvoll ergänzt und dabei nicht in seiner Identität überformt?

Der Bestand soll dabei auf sein Raumangebot überprüft und gegebenenfalls weiter- und umgebaut werden. Hierbei setzen wir uns intensiv mit dem Innenraum auseinander sowie einem inklusiven Raumkonzept. Dabei werden die Erkenntnisse zum architektonischen Raum aus dem Einführungsstudio in einer Neusetzung angewendet. Hierbei stehen Fragen an Nachhaltigkeit im Konzept, Entwurfsprozess sowie in Materialität im Mittelpunkt.

Wir werden im Sommer draußen sein; eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und seinen Eigenheiten bildet die Grundlage, für ein Semester mit einem Blick in historische Gebäudeentwicklung, direkte Auseinandersetzung mit NutzerInnen, Architektur mit räumlich und materiellen Anspruch an Nachhaltigkeit und einer räumlichen Antwort für einen zukünftigen Ort für das Zusammenkommen, Lernen, Lehren und den Austausch in der Waldschule Kassel.

Wir laden ein zum ersten Treffen am Donnerstag, dem 18. April, und treffen uns um 14:00 Uhr an der Waldschule Kassel, Nussallee 3.

 

Diskurs und Austausch im Semester findet montags und donnerstags statt.

Das Einführungsprojekt wird gefördert durch das Service Learning der Universität Kassel.


Ein Fabrikgelände im kleinen Dorf Brünnlitz (Brněnec) in der Tschechischen Republik: Die Textilfabrik wurde 1854 gegründet, sie wurde in Kriegszeiten zum KZ-Außenlager Brünnlitz; seit Anfang des Jahrtausends ist die Fabrik außer Betrieb und die Gebäude erliegen seither dem Verfall. Das semi-dokumentarische Buch von Thomas Keneally und nicht zuletzt der darauf basierende Film von Steven Spielberg „Schindlers Liste“ machten die Ereignisse um diesen Ort weltbekannt: Zwischen 1944 und 1945 wurden auf dem ehemaligen Fabrikgelände 1.200 Juden aus Krakau gerettet. 

Im Rahmen eines Vertical Studios werden sich die Studierenden mit dem diesjährigen Inspireli- Studentenwettbewerb „Schindler´s Ark Saving Competition“ beschäftigen.

Die jüdisch-tschechische Familie Löw-Beer gründete die Textilfabrik 1854, 1938 wurde sie von den Nazis enteignet, kaufte das ruinöse Fabrikgelände aber 2019 zurück. Sie gründeten zusammen mit der örtlichen Gemeinde die Stiftung „Arks Foundation“ mit dem Ziel, diesen historisch bedeutsamen Ort zu revitalisieren.

 

Es soll ein Gedenkort mit musealer Nutzung auf dem nördlichen Hauptgrundstück, sowie eine Wohnbebauung im Südbereich des Geländes entstehen. Unser Hauptaugenmerk im Projekt wird im nördlichen Bereich liegen: Der Revitalisierung und Erweiterung der Bestandsbauten zu einem „Museum der Überlebenden“. 

Im Rahmen der Entwurfsübung erschließen sich die Studierenden in Gruppen eigene Wege in der inhaltlichen und räumlichen Auseinandersetzung mit einem solch geschichtsträchtigen Ort. Dabei sollen Positionen zur Bedeutung der Baudenkmale —sowohl als architektonisches Erbe, als auch als Ort und Bezugsraum einer öffentlichen Erinnerungskultur— in lokalem und überregionalem Kontext erarbeitet werden. 

 

Der Umgang mit dem Bestand, sowie das Weiterbauen als Brückenschlag zwischen Vergangenem und Zukünftigem — insbesondere in einem historisch so sensiblen Kontext — erfordern sowohl eine gründliche Recherche des geschichtlichen Kontextes, die damit verbundenen Identitäten, sowie die gegenwärtige Kontextualisierung derselben. Nach Aleida Assmann gibt es kein Erinnern ohne Vergessen. Es stellt sich also an diesem Ort die herausfordernde Aufgabe Erinnern und Vergessen in architektonischer Form in Einklang zu bringen.

 

Das Projekt wird in Absprache mit dem Team der Inspireli-Awards geplant. Eine Exkursion mit Besichtigung des Grundstücks bildet den essenziellen Ausgangspunkt des Entwurfsprozesses. Die Einreichung der Entwurfsunterlagen findet passend am Semesterende, dem 14. Juli, statt.