(Kursinhalte werden nach Anlage des Kurses aus SoSe 2022 importiert)

Die Kernstadt von Stadtallendorf ist bis heute in ihrer städtebaulichen Struktur von ihrer besonderen Historie geprägt. Die Allendorfer Sprengstoffwerke DAG und WASAG mit einer Ausdehnung von ca. 1000 ha waren in der Zeit des Nationalsozialismus das größte Sprengstoffwerk Europas. Eine Vielzahl der ehemaligen Bunker, Fabrikhallen, Werksgebäude, Gleisanlagen, Wachhäuser und Siedlungen sind heute teilweise noch im Originalzustand oder unterschiedlich stark überformt im Stadtgebiet erhalten.

Wir widmen uns in diesem Seminar der Bedeutung dieses besonderen kulturellen, städtebaulichen Erbes und der Frage nach dem Einbezug der Hinterlassenschaften der Rüstungsindustrie in zukünftige Stadtentwicklung.

 

Stadtallendorf ist inzwischen ein Ort von nationaler und internationaler Bedeutung, wurde sie doch mit dem Projekt      

                           in das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufgenommen. Die Ziele dieser Förderung sind vielfältig, nicht zuletzt beinhalten sie die Erstellung eines Konzepts zur Anlage von Geschichtsparcours. Mit diesen sollen die vielfältig noch vorhandenen „Opferorte“ (ehemalige Fabriken, Bunker, Lagerhallen und andere Produktionsstätten der ehemaligen NS-Sprengstoffwerke), die im Stadtgebiet verteilt sind, mit den „Täterorten“ verknüpft und zu einer begehbaren Geschichtslandschaft zusammengefasst werden.

 

Die spannungsvolle Geschichte des Ortes von einem Dorf mit circa 1.500 Einwohnern über einen Rüstungsindustriestandort (1938-45, mit circa 20.000 Zwangsarbeiter*innen) und eine „Industriegemeinde" in der Nachkriegszeit bis hin zu einer modernen pluralistischen und multiethnischen „Ankunftsstadt" der Gegenwart wird bis heute durch den sich fortsetzenden Prozess der Überformungen und Nachnutzungen des ehemaligen Sprengstoffwerksgeländes zu einer beispiellosen Erinnerungs- und Gedenklandschaft.

 

Ziel des Seminars ist die Entwicklung einer Konzeptidee zur Umsetzung eines Parcours durch diese „Landschaft“. Vorangehen wird dem eine Auseinandersetzung mit grundsätzlichen Fragen: Was kann Denkmal sein, was ist ein Erinnerungsort? Wie gehen wir mit dem besonderen geschichtlichen Erbe der Rüstungsindustrie um? Wie kann dieses Erbe klug in die Stadtplanung eingebunden und die Geschichte vermittelt werden?

Das Seminar kann, als Vertiefung zur Vorlesung GdgU, ab dem 3. Semester B.Sc. belegt werden. Master-Studierende sind willkommen (Exkursion mit Begleitseminar). Wir nutzen eine Mischung von Lernmethoden und stärken Recherche-, Darstellungs- und Vermittlungskompetenzen für die berufliche Praxis und Abschlussarbeiten.

Voraussetzungen: Das Seminar ist rechercheintensiv, Bereitschaft zu Textlektüre und Neugier auf geschichtliche Themen ist wichtig. Außerdem erfolgen auch gemeinsame Vor-Ort-Recherchen und -aufnahmen. Die Präsenztermine und Videokonferenzen finden in der Regel donnerstags im Zeitfenster von 10:00 bis 13:00 Uhr statt.

 

Die Teilnahme an der Kompaktarbeitsphase während der Exkursionswoche vom 08.05.–12.05.2023 ist verbindliche Voraussetzung!

 

Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 16 begrenzt.

 

Zu erbringende Leistungen:

  • Teilnahme an den Präsenzterminen, Videokonferenzen, Einzel-/Gruppenchats
  • Inputreferate
  • Teilnahme an der Kompaktarbeitsphase während der Exkursionswoche
  • Vor-Ort-Recherchearbeit
  • Erstellen eines Konzepts für einen Geschichtsparcours als Gruppenarbeit
  • Gesamtdokumentation des Seminars als Gruppenarbeit

 


In dem Vertical Studio „Schmölln im Wandel – Daseinsvorsorge einer Kleinstadt“ soll am Beispiel der Kleinstadt Schmölln untersucht werden, wie die Themen Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit in Stadtentwicklungsprozessen integriert werden können.

Schmölln ist eine Kleinstadt mit ca. 12.000 EinwohnerInnen im Osten Thüringens im Landkreis Altenburger Land. Sie ist teilfunktionales Mittelzentrum, liegt ca. 60km von Leipzig entfernt und besteht neben der Kernstadt auch aus einer Reihe dörflich-ländlicher Siedlungsstrukturen. Durch die Gebietsreform in Thüringen hat sich Schmölln merklich vergrößert, sodass die Stadt nun 44 Ortsteile umfasst. Zudem bildet Schmölln gemeinsam mit Gößnitz einen interkommunalen Verbund.

Ziel des Projektes wird es sein, in verschiedenen konzeptionellen, städtebaulichen oder strukturellen Ansätzen Wege zu finden, die Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit der Kleinstadt in unterschiedlichen Teilaspekten zwischen Mobilität, Einzelhandel, Lebens- und Aufenthaltsqualität und punktuellen städtebaulichen Anpassungen zu verbinden. Eine Wechselwirkung der Teilkonzepte und Ausarbeitungen sind wichtiger Bestandteil der integrierten Strategie des Projektes.

Teil des Studienprojektes ist eine Exkursion nach Schmölln und Gößnitz. In der Woche werden Vor-Ort-Kenntnisse erworben, in Kleingruppen Bestandsaufnahmen und Interviews mit lokalen Akteuren durchgeführt und eine Charette, die im Rahmen des Forschungsprojektes zum Bahnhof in Gößnitz stattfindet, von den Studierenden mitgestaltet.

Eingebettet als forschende Lehre in den Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes „ISDN – Integrierte Strategien für Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit“ wird das Projekt in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung geführt.

Im Zusammenhang mit Migrationsphänomenen und Debatten über Armut und soziale Gerechtigkeit ist die Thematik ›sozialen‹ Wohnungs- und Städtebaus nicht erst heute wieder sehr präsent.

Im Seminar soll vor diesem Hintergrund ein Überblick über die Geschichte des sozialen Wohnungsbaus erarbeitet werden. Die ausgewählten Beispiele reichen von den ersten Werkssiedlungen der 1850er Jahre bis zu Stadtumbauprogrammen der späten 1990er Jahre. Es wird ebenso um die Geschichte verschiedener Gesellschaftsentwürfe bezüglich Stadt und Wohnen, damit verbundene Interessen, Akteur:innen in Planung, Gestaltung und Finanzierung gehen. Auch werden wir uns damit beschäftigen, wie die Stadtplanung mit dem stadtkulturellen Erbe des SWB umgegangen ist und heute umgehen sollte. Hierfür müssen zusätzlich Stigmatisierungsprozesse solcher Bauformen und Wohnviertel unter die Lupe genommen werden. Beispiele aus anderen Ländern runden das Seminar in vergleichender Perspektive ab. Studierende erhalten außerdem eine propädeutische Einführung in das Arbeiten mit (zeit-)historischen Quellen, v.a. Bildmaterial und Pläne.

Das Seminar kann, als Vertiefung zur Vorlesung GdgU, ab dem 3. Semester B.Sc. belegt werden. Master-Studierende sind willkommen (Exkursion mit Begleitseminar). Wir nutzen eine Mischung von Lernmethoden und stärken Recherche-, Darstellungs- und Vermittlungskompetenzen für die berufliche Praxis und Abschlussarbeiten.

Geplante Exkursionen sollen zunächst in und um Kassel herumführen. Weitere mögliche Exkursionsziele werden im Seminar abgestimmt.

#Stadtgeschichte #Soziale Frage #Urbanisierung #Wirtschaftsgeschichte #Wohnkultur #Planungsgeschichte #Migration #social engineering #territoriale Stigmatisierung

 

Literatur

Geschichte des Wohnens, Bd. 1–3, Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt.

Gröning, Gert (2000): Zur Geschichte schichtspezifischer Freiraumversorgung, in: Harth, Annette (Hg.): Stadt und soziale Ungleichheit, Opladen: Leske + Budrich, 102–119.

Herlitz, Carsten/Saxinger, Andreas (2019): Handbuch sozialer Wohnungsbau und Mietrecht, Köln: Luchterhand.

Maschaykh, Ulduz (2015): The changing image of affordable housing. Design, gentrification and community in Canada and Europe, Farnham: Ashgate.

Saldern, Adelheid von (1995): Häuserleben. Zur Geschichte städtischen Arbeiterwohnens vom Kaiserreich bis heute, 2. Aufl., Bonn: Dietz Verlag.

Schmid, Susanne (2019): Eine Geschichte des gemeinschaftlichen Wohnens. Modelle des Zusammenlebens, Basel.

Teuteberg, Jürgen/Wischermann, Clemens (1985): Wohnalltag in Deutschland, 1850–1914 – Bilder, Daten, Dokumente (= Studien zur Geschichte des Alltags, Bd. 3), Münster: Coppenrath.

Wagenaar, Cor (2017): Urbanism, Housing, and the City, in The Routledge Handbook of Planning History, hg. v. Carola Hein,  Abingdon: Routledge // Routledge Handbooks Online.

 

 

 

Weitere Literatur wird im Seminar bekanntgegeben.


Die Stadt-Zukunft fand in Städtebauausstellungen seit dem frühen 20. Jahrhundert ihre Bühne. Sie waren Zeugnisse von jeweiligen Zukunftsvorstellungen von Stadt in der Gesellschaft und der Fachdisziplin. Hier wurden Planungsparadigmen kommuniziert. Ausstellungen wurden wichtige Foren für den Meinungsaustausch, die Veröffentlichung und Verbreitung neuer Ideen zu Stadt- und Regionalplanung. Als Experimentierfelder sind sie nach wie vor Teil sich wandelnder Bau- und Planungskultur. Anlässlich ihres 100. Jahrestags widmen wir uns in diesem Projekt der Internationalen Städtebauausstellung, die 1923 in Göteborg stattgefunden hat: Sie war die Geburtsstunde des „suburban sprawl“, der autobasierten Suburbanisierung. Diese Vorstellung, welche die radikale Dezentralisierung darstellt, prägt die Stadtentwicklung bis heute wie kein anderes Leitbild. Wäre „Raum-Resilienz“ zukünftig ein neues Leitbild?

 Im Projekt wird eine historische Analyse der einst in der Göteborger Ausstellung präsenten Themen und Paradigmen vorgenommen, sowie den Konjunkturen in internationalen Städtebau-Ausstellungen folgender Jahrzehnte nachgegangen. Wie veränderten sich diese Ausstellungen, was vermittelten sie, welche Zukunft von Stadt, Land und Raum haben sie entworfen? Daran schließt sich die Frage an, wie Beiträge für zukünftige Städtebau-/Stadtplanungs-Ausstellungen aussehen müssten. Diese sollen als eine bilanzierende Übersicht und Grundlage dienen für ein Gesamtkonzept jener (fiktiven) Jubiläums-Ausstellung: 1923–2023–2123.

Eine Exkursion nach Göteborg (Schweden) während der Exkursionswoche soll ermöglichen, die Originalschauplätze aufzusuchen, vor Ort weitere Informationen (Dokumente, Interviews) zu sammeln, um sich sodann ebenfalls mit aktuellen Entwicklungen in der Stadt und in Schweden auseinandersetzen zu können.

Das Projekt ist offen für Bachelor- und Masterstudierende (vertical).

Ziele:

Wesentliche Ziele sind die vertiefte Kenntnis von Planungsgeschichte, Leitbildern und Ausstellungswesen. Grundlegende Ideen und Konzeptionen sollen durch die Historisierung planerischen Handelns erschlossen werden (womit auch eine Reflexion der eigenen Rolle und des Berufsverständnis einhergeht): die Stadt und ihre Zukunft vor 100 Jahren, die Stadt und ihre Zukunft in 100 Jahren und die Rolle der Planer:innen. Planungen und Programme für eine mögliche Zukunft werden in generellen Strategien und konkreten Einzellösungen konzipiert und entwickelt.

Methode:

Es wird im Team und in Gruppen – analog - gearbeitet. Während der Exkursionswoche werden programmatische Orte in Göteborg erkundet. Dabei werden Spuren von 1923 sowie aktuelle Projekte im Mittelpunkt stehen.

Ergebnis:

Es wird ein Katalog für eine fiktive Städtebau-Ausstellung 2023 zu DEN Zukunftsthemen heutiger Tage erarbeitet, der in der Reihe Magazin R012 erscheint.

(vorläufiger) Zeitplan

KW16: Erste Projektsitzung (Do. 20.04.23)

KW17: Aufgabenstellung und Reflexion

KW18: Annäherung an das Projekt (Studierendeninputs), Inhaltliche und organisatorische Vorbereitung der Exkursion

KW19: Exkursion (8.-13.05.23): Göteborg

KW 20inhaltliche Auswertung Exkursion

KW 21: Analysearbeit

KW 22: Analyse - Reflexion

KW 23: Konzeptentwicklung - Konsultationen

KW 24: Vorbereitung Zwischenpräsentation

KW 25: Zwischenpräsentation

KW 26: Reflexion des Erreichten

KW 27: Ausarbeitungen/Redaktionsarbeit

KW 28: Rundgangswoche

 

Projekttag: Donnerstag wöchentlich, 14 – 17 Uhr. Zusatztermine werden vereinbart. 

Literatur:

Bodenschatz, Harald (Hg.) (2020): 100 Jahre Städtebau für Groß-Berlin, Ausstellung, Berlin: DOM Publishers.

Freestone, Robert/Amati, Marco (Hg.) (2014): Exhibitions and the Development of Modern Planning Culture, Farnham u.a.: Ashgate.

Kegler, H., Fischer, T. (2019): Utopia – eine Welt von morgen im Spiegel utopischer Versuche, Bern.

Prototyping Gothenburg – Anniversary Project, URL: https://goteborg2023.com/en/jubileumsprojekt/prototyping-gothenburg/

https://goteborg2023.com/en/jubileumsprojekt/100-years-in-gothenburg/