Naturnahe Auenlandschaften gehören zu unseren artenreichsten Lebensräumen. Viele hochspezialisierte Tierarten sind eng an die Dynamik und Strukturvielfalt solcher Ökosysteme angepasst. In unserer stark vom Menschen geprägten europäischen Landschaft sind große naturnahe Flusssysteme fast vollständig verschwunden und viele ihrer Arten stark bedroht. Der Tagliamento in Norditalien ist einer der letzten weitgehend unberührten Flüsse Europas und zeigt einem eindrucksvoll, wie vielfältig die Landschaft und die dort lebenden Artengemeinschaften sein können. In diesem Seminar soll der Tagliamento während einer Exkursion in der Kompaktwoche (07. – 14.05.2023) intensiv studiert werden. Den Schwerpunkt bilden dabei Feldstudien und Erfassungen im Gelände, bei denen u. a. lebensraumtypische Vogelgemeinschaften sowie Amphibien, Reptilien und ihre Habitate untersucht werden. Die Exkursion findet parallel mit eigenem Programm aber im Zusammenhang der Projektexkursion des Fachgebiets an den gleichen Ort statt.

Die Kosten für die Exkursion werden sich voraussichtlich auf ca. 300-350 € pro Person belaufen (ein Zuschuss über QSL-Mittel ist beantragt). Die Anmeldung für das Seminar erfolgt zwingend über eine Einwahl auf Moodle bis zum 13.04.2023. Aufgrund der begrenzten Exkursionsplätze können nicht alle Interessierten teilnehmen, sodass die Vergabe der Plätze zu Semesterbeginn über eine Benachrichtigung via Moodle erfolgt. Die Belegung des Seminars ist für 3 credits sowohl unbenotet als auch benotet möglich und für Bachelor- und Masterstudierende in L geeignet.


In 5 Sitzungen (a 2 Doppelstunden), davon eine draußen auf dem Campus-Gelände, werden gemeinsam Gefäßpflanzen der heimischen Flora bestimmt. Abhängig vom Blühstatus werden Pflanzen von den Lehrenden in das Labor mitgebracht und dort unter Zuhilfenahme von Lupe und Binokular bestimmt. Dabei kommen auch „moderne“ Bestimmungshilfen wie z.B. die Handy App Flora Incognita zur Anwendung. Hauptlehrziel ist es, das selbstständige Bestimmen von Pflanzen aus den häufigen heimischen Familien zu üben, schwerpunktmäßig mithilfe dichotomer Schlüssel. Dabei wird das Erkennen der relevanten Pflanzenmerkmale auf Familien-, Gattungs- und Artebene systematisch einstudiert, um so eine größtmögliche Autarkie bei der Bestimmung von Pflanzen im Gelände zu erreichen.


Bis zum ersten Termin am Montag 17.04. muss jeder/jede ein Bestimmungsbuch besitzen:

  • Rita Lüder: Grundkurs Pflanzenbestimmung, 10. Auflage, Verlag Quelle und Meyer).
Ohne Bestimmungsbuch ist eine Teilnahme nicht möglich.

Im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) der Bundesregierung sollen Ökosystemleistungen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung gestärkt werden. Dabei sollen Konflikte mit dem Biodiversitätsschutz vermieden und Synergien entwickelt werden. In diesem Projekt werden wir das Handlungsfeld 2 des Aktionsprogramms (Naturnaher Wasserhaushalt mit lebendigen Flüssen, Seen und Auen) unter die Lupe nehmen. Hier geht es darum z.B. durch Auenrenaturierung (Wiederanschluss der Altauen an die rezente Aue, Wiederherstellung des Grundwasserspiegels etc.) die natürlichen Ökosystemleistungen von Auen (CO2 Bindung, Hochwasserregulierung, Bereitstellung von Trinkwasser, Biotopfunktion für seltene Tiere und Pflanzen) zu optimieren und dabei die auentypische Biodiversität zu fördern.

Neben seminaristischer Vorbereitung und Begleitung sind Exkursionen zu verschiedenen größeren und kleineren Auenlandschaften der Kern dieses Projekts. Dabei werden wir uns naturnahe, dem Leitbild (mehr oder weniger) entsprechende Auen als auch menschlich überprägte Auen ansehen. Aus dem Vergleich entwickeln wir Konzepte und mögliche Handlungsstränge für die Umsetzung der ANK Ziele. Neben mehreren kürzeren Exkursionen in Flussauen in Deutschland (Rhein, Oder) wird uns eine längere Exkursion in der Kompaktwoche an den Tagliamento in Norditalien führen, einen noch komplett unverbauten Alpenfluss, der als (noch lebendiges) Leitbild für die von solchen Flusssystemen erbrachten Ökosystemleistungen dienen kann.