Eine Einführung in die hispanistische Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft beschäftigt sich nicht ausschließlich mit Epochen, Textsorten und Autoren. Sie beschäftigt sich darüber hinaus mit den medialen Bedingungen von Literatur, sie thematisiert die in ihr stattfindenden Verhandlungen von kollektiven und individuellen Identitäten und schärft die Aufmerksamkeit für Figuren, Motive und Narrative, die im Laufe der Literaturgeschichte aufs Neue wiederkehren und daher von kollektiver Qualität sind. Für die Regionen des spanischsprachigen Kulturraums gehören zu solchen Figuren z.B. der Pícaro, der Caudillo, Don Quijote, der amerikanische Ureinwohner oder auch der Revolutionär. In der Einführungsveranstaltung soll es vor allem durch die Lektüre von Textausschnitten gelingen, einen Überblick über zentrale Werke der spanischsprachigen Literatur zu geben, aber dabei auch ihren kulturhistorischen Dimensionen auf die Spur zu kommen.

Erwartet werden die vollständige Lektüre der zur Verfügung gestellten Texte sowie die engagierte Teilnahme am Seminargespräch. Die Veranstaltung wird mit einer Klausur abgeschlossen.


Der Drogenhandel und -schmuggel ist im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte in einigen lateinamerikanischen Ländern zu einem Dauerthema der Erzählliteratur geworden, wobei insbesondere die Formierung organisierter Gruppen und die sozialen wie politischen Auswirkungen in den Fokus geraten. Vor allem in Mexiko erlebt die thematisch affine Romanproduktion einen Aufschwung, sodass gar von einem neuen Genre die Rede ist, das die Buchmärkte erobert habe. Allerdings ist diese Literatur auch nicht ganz unumstritten, kolportiere sie doch einigen Stellungnahmen zufolge ein Bild vom Land, das alles andere als vorteilhaft sei und in den Aushandlungen kollektiver Identitäten eine eher dubiose Rolle spiele – ein Argument das nachvollziehbar wird, wenn man sich vor Augen hält, dass der ‚narcotráfico‘ schon längst Einzug in zeitgenössischen Netflix&Co-Welten gehalten hat, in denen US-amerikanische Fremdbilder Lateinamerikas erkennbar werden.

In der Vorlesung wird zunächst auf die sozialen und politischen Hintergründe einzugehen sein, bevor dann die Literatur selbst gesichtet und erläutert wird. Dabei soll eingangs der Genre-Begriff genauer betrachtet werden – dies mit dem Ziel, kritisch zu hinterfragen, ob die Rede von einem ‚neuen Genre‘ überhaupt gerechtfertigt ist. Auch wird es um die Frage gehen, in welcher Weise die unterschiedlichen Schreibweisen soziale Realitäten abbilden und diese auch kritisch reflektieren. Anhand einiger Beispiele sollen die erwähnten Aspekte und weitere, die sich im Verlauf der Veranstaltung ergeben, thematisiert werden.

Eine engagierte, regelmäßige Teilnahme wäre dem Gelingen der Veranstaltung sehr zuträglich, denn auch im Format der Vorlesung soll es nach Bedarf zeitliche Fenster für Rückfragen und Diskussionen geben. Abgeschlossen wird die Vorlesung i.d.R. mit einer Klausur am Ende des Semesters.









Die Franco-Diktatur (1939-75) ist neben anderen Grausamkeiten und Repressionen dafür bekannt, dass sie eine strenge Zensur einführte und den Fluss von Kommunikation sowie die künstlerischen Ausdrucksformen aufmerksam überwachte. Auch kennzeichnete sich dieses Regime dadurch, dass unter seiner Regierung Frauen, die im Zuge der vorangegangenen zweiten Republik einige gesellschaftliche Rechte hatten erkämpfen können, entrechtet, systematisch untergeordnet und der männlichen Unterdrückung und Gewalt geradezu ausgeliefert wurden. Dass indes der weibliche Teil der Bevölkerung nicht gänzlich mundtot gemacht werden konnte, bezeugen eine Reihe von Romanen aus der Feder von Autorinnen, die nicht zuletzt wegen ihrer hohen literarischer Qualität längst als Bestandteil der spanischen Literaturgeschichte gelten können. Sie eröffnen sehr aufschlussreiche Ansichten der sozialen Welten der Franco-Zeit und betonen dabei die weibliche Perspektive, weshalb sie nicht nur als Romane, sondern ebenso als Zeitdokumente faszinierende Lektüren in Aussicht stellen.

In der geplanten Veranstaltungen sollen zwei Romane gelesen werden: Carmen Laforet, Nada (1944) und Carmen Martín Gaite, Entre visillos (1957). Die komplette Lektüre beider Romane darf vorausgesetzt werden. Eine engagierte Teilnahme an den Seminardiskussionen trägt in erheblichem Maße zum Erfolg der Veranstaltung bei. Die Studien- und Prüfungsleistungen werden im Zusammenhang mit den jeweiligen Studienordnungen und Modulen zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.